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Vom Eisbaden

Es ist 5:45 morgens. Nach diversen anderen Punkten meiner täglichen Morgenroutine wie bspw. Atemübungen stehe ich wie jeden anderen Tag auch unter der eiskalten Dusche. Klingt einfach, war es für mich aber anfangs ganz und gar nicht.

Vor ca. 2 Jahren regte sich zum ersten Mal mein Interesse zum Thema Kälte und damit meine ich nicht jenes berufliche Interesse an der Kälte, das mich bei über -20 Grad auf über 2.000m im Winter bei meiner Arbeit begleitet. Das ist ein technisches und externes Interesse, welches man relativ gut mit warmer Kleidung bearbeiten kann. Ich meine damit ein inneres Interesse und eine Art Faszination. Diese erste Faszination hat übrigens 3 Tage lang angehalten. Ich wollte in die Kälte, habe meine Dusche dazu auf ganz kalt gestellt und bin ohne Vorwarnung und doppelten Boden ins kalte Wasser gesprungen. Das war eine sehr abstoßende Erfahrung und es hat wie gesagt 3 Tage gedauert, bis ich aufgegeben habe.

Ein neuer Versuch...

Das Thema Kälte bzw. die Faszination, die für mich von der Kälte ausgeht, hat mich aber auch danach nicht losgelassen. Vor meinem nächsten Versuch habe ich daher intensiv Google bemüht, damit ich einen für mich brauchbaren Zugang zur Kälte bekomme. Früher oder später kommt man bei der Suche an einem Namen nicht vorbei: Wim Hof. Ich hatte diesen Namen schon früher ab und zu vor allem in Verbindung mit ziemlich spektakulären Leistungen in Bezug auf Kälte gehört. Er blieb mir als sympathischer Spinner im Gedächtnis, der seinen Körper auf unglaubliche und unmenschliche herausfordern konnte. Auf seiner Homepage fand ich drei kostenlose Videos: Atmung, Mindset und kalt duschen. Ca. acht Minuten später hatte ich recht viel gelacht und einen Plan zum Thema kalt duschen. Wim Hofs „Trick“ zum Thema kalt duschen besteht schlicht und einfach darin, dass er zuerst ganz normal warm duscht und danach Körperteil für Körperteil ins kalte Wasser hält bis er komplett unter dem kalten Wasser steht.

Mein erster Versuch nach diesem Video dauert ganze 30 Sekunden. Die Kälte war unangenehm, aber erträglich. Doch nach der kalten Dusche passiert etwas Erstaunliches. Mein Körper belohnt mich mit sehr intensiven Glücksgefühlen unter dem Motto „Du hast gerade etwas sehr Gefährliches überlebt, also freu‘ Dich und sei glücklich!“ Ich wollte mehr davon.

So steigerte ich im 30 Sekunden Takt meine Aufenthaltsdauer unter dem kalten Wasser und stehe nun inzwischen jeden Tag mindestens 5 Minuten unter der eiskalten Dusche. Die Glücksgefühle sind inzwischen nicht mehr so intensiv, aber ich genieße inzwischen meine Zeit mit der Kälte. Ich bin in diesen wenigen Minuten ganz alleine mit der Kälte. Es ist kein Platz für Alltagssorgen, Gedankenkreisen und allem anderen Firlefanz, der uns tagsüber so begleitet. In dieser Zeit gibt es nur die Kälte und mich. Das hat in den letzten Wochen und Monaten wahnsinnig befreiend auf mich gewirkt, weil es zum einen eine bestimmte Zeit an jedem Tag gibt, der nicht mit irgendwelchen Alltagsgedanken belegt ist und zum anderen, weil ich mit Stress wesentlich besser umgehen kann. Mein Gehirn sagt sehr deutlich: „Wenn Du recht leicht 5 Minuten unter eiskaltem Wasser überstehen kannst, dann kann Dich nichts so schnell aus der Bahn werfen.“ Außerdem habe ich das Gefühl (und kann es natürlich nicht wissenschaftlich belegen), dass ich nicht nur widerstandsfähiger gegen Kälte im Allgemeinen geworden bin, sondern dass ich im Winter (wie gesagt Arbeitsplatz auf 2.000m in den Bergen samt ca. 6 Monaten Winter) weniger verkühlt und verschnupft bin.

Der nächste Schritt: Eisbaden

Nach einigen Monaten kalt duschen wurde ich immer ungeduldiger und ungeduldiger. Ich musste unbedingt in ein Eisbad. Dazu buchte ich einen Workshop von Flo Mausser in Obergurgl im April 2023. Ich muss allerdings zugeben, dass ich vorab zu Hause eine Generalprobe veranstaltete, weil ich mich dann beim Workshop nicht blamieren wollte. Bedeutet: zu Hause Badewanne einlassen, mit Crashed Eis auffüllen und 5 Minuten hinein in die Erfrischung. Ich war äußerst überrascht, wie leicht mir das gefallen ist, weil ich dachte, kalt Duschen wäre quasi nur das Anfängerformat für das Eisbaden. Das kann ich so nicht bestätigen. Beim Kalt Duschen hat man immer wieder kleine spannende Schockmomente, weil ja der kalte Wasserstrahl immer eine andere Körperstelle trifft. Das mag ich sehr gerne, man muss sich allerdings immer auch darauf konzentrieren, in Bewegung zu bleiben, damit der ganze Körper in Berührung mit der Kälte kommt. Das Eisbaden hingegen hat den Vorteil, dass der gesamte Körper von der wohltuenden Kälte umschlossen wird, man besser entspannende Atemübungen machen kann und sich nicht auf Bewegungen konzentrieren muss. Ehrlich gesagt würde ich aber weder eine kalte Dusche noch ein Eisbaden auslassen. So sehr fasziniert mich inzwischen die Kälte bzw. so sehr genieße ich inzwischen meine Zeit mit der Kälte.

Der Workshop in Obergurgl war genial. Neben Erläuterungen zum Thema Mindset gab es auch Atemübungen und abschließend natürlich auch ein Eisbad. Dieses dauert dann aber nur 2 Minuten, was bedeutet, dass meine häusliche Generalprobe schon wesentlich intensiver gewesen ist. Nichtsdestotrotz war es eine sehr spannende Erfahrung unter Anleitung eines ausgebildeten Trainers ins eiskalte Nass zu steigen, die ich jedem nur empfehlen kann.

Aus meiner anfänglichen Neugier ist inzwischen eine tägliche wohltuende Routine geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Nach den vielen positiven Erfahrungen, die ich damit gemacht habe, suche ich jetzt nach neuen Herausforderungen zum Thema. Einer meiner nächsten Schritte dazu wird mit Sicherheit Eisschwimmen sein. Der Experte dazu nennt sich Josef Köberl und ich freue mich jetzt schon, wenn ich in irgendeiner Gletscherhöhle meine Bahnen schwimmen darf.

Anschließend möchte ich noch festhalten, dass ich weder Profi noch Trainer zum Thema bin. Ich habe mich lediglich von meiner kindlichen Neugier leiten lassen und bin reich belohnt worden. Ich möchte aber dringend jedem Menschen davon abraten, einfach so mit Anlauf ins kalte Wasser zu springen. Das hängt nämlich auch unter anderem vom eigenen Gesundheitszustand ab und es ist ggf. vorab ein Besuch beim Arzt notwendig. Am besten wäre es mit einem Workshop und damit unter Aufsicht zu starten. Eine Auflistung zu Wim Hof Workshops findest Du hier.

Autor: Werner Hanselitsch ist LSB in Ausbildung, Mentaltrainer, Philosoph und Geschäftsführer der Liftgesellschaft Obergurgl. Er mag Kälte in Form von Eis und Wasser und genießt 6 Monate Winter in den Bergen. Weitere Informationen finden sich hier...

Eisbaden mit Flo Mausser

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