Vergleich der Ausbildungswege LSB neu
von Stefan Gros
Die neue Ausbildungsverordnung für Lebens- und Sozialberatung eröffnet anderen Berufsgruppen Zugang zum Gewerbe der Lebens- und Sozialberatung. Dagegen ist keinesfalls etwas einzuwenden. Im Gegenteil, klare Übergänge zwischen verwandten Berufsgruppen sind höchst wünschenswert. Diese sollten aber einerseits symetrisch sein, also in beide Richtungen gelten, andererseits sollten sie gut begründet sein. Hier weist die neue Verordnung starke Schwächen auf. Im Vergleich zeigt sich, dass zahlreiche „Anrechnungen“ wohl kaum begründbar sind, wie die folgende Aufstellung zeigt:
Ehe- und Fam. |
Soziale Arbeit |
Pädagogik |
Psychologie |
Krankenpflege |
Studium |
Prop |
klin.Psy & PT |
|||
Titel |
Std. |
|||||||||
I |
Ethik |
35 |
35 |
35 |
35 |
35 |
||||
II |
Sozialphilosophie und Soziologie |
35 |
||||||||
IIIa |
Psychologiegrundlagen |
20 |
20 |
|||||||
IIIb |
Geschichte und Entw. PT-Schulen |
20 |
20 |
20 |
||||||
IIIc |
Krisenintervention |
40 |
40 |
40 |
40 |
40 |
40 |
|||
IIId |
Krisenintervention |
42 |
42 |
42 |
42 |
|||||
IV |
Methodik |
240 |
100 |
240 |
140 |
240 |
240 |
140 |
||
V |
Psychiatrie und Sozialeinrichtungen |
35 |
35 |
35 |
||||||
VI |
Medizin |
35 |
35 |
35 |
||||||
VII |
Recht |
35 |
35 |
35 |
35 |
35 |
||||
VIII |
Wissensch. Arbeiten |
55 |
55 |
|||||||
IX |
Wirtschaft |
35 |
35 |
35 |
35 |
35 |
35 |
|||
X |
Wahlmodule |
86 |
86 |
86 |
86 |
86 |
86 |
86 |
86 |
|
XI |
Abschlußarbeit |
5 |
||||||||
XIIe |
Einzelselbsterfahrung |
37,5 |
37,5 |
37,5 |
38 |
38 |
38 |
38 |
||
XIIf |
Gruppenselbsterfahrung |
150 |
150 |
|||||||
Stunden zu erbringen |
905,5 |
141 |
224 |
641 |
451 |
509 |
661 |
339 |
||
Stunden ohne Wahlmodule |
55 |
138 |
555 |
365 |
423 |
575 |
253 |
0 |
||
XIII |
Praxis |
580 |
100 |
100 |
250 |
250 |
250 |
580 |
250 |
Betrachten wir die Ausbildung in Ehe- und Familienberatung nach dem aktuellen Curriculum (BMFJ-540102/0019-BMFJ – I/4/2016)
Zusätzlich. |
Ehe- und Fam. |
|||
Titel |
Std. |
|||
Einführung in die LSB |
0 |
|||
Grundlagen |
0 |
|||
I |
Ethik |
35 |
24 |
|
II |
Sozialphilosophie und Soziologie |
35 |
24 |
|
IIIa |
Psychologiegrundlagen |
20 |
136 |
|
IIIb |
Geschichte und Entw. PT-Schulen |
20 |
||
IIIc |
Krisenintervention |
40 |
||
IIId |
Krisenintervention |
42 |
||
IV |
Methodik |
240 |
248 |
|
V |
Psychiatrie und Sozialeinrichtungen |
35 |
32 |
|
VI |
Medizin |
35 |
32 |
|
VII |
Recht |
35 |
24 |
|
VIII |
Wissensch. Arbeiten |
55 |
55 |
|
IX |
Wirtschaft |
35 |
||
X |
Wahlmodule |
86 |
86 |
|
XI |
Abschlußarbeit |
5 |
||
XIIe |
Einzelselbsterfahrung |
37,5 |
||
XIIf |
Gruppenselbsterfahrung |
150 |
120 |
|
905,5 |
141 |
640 |
||
55 |
||||
XIII |
Praxis |
580 |
100 |
Die Ausbildung in Ehe- & Familienberatung umfasst 640 Std. in 6 Semestern. Zusätzlich sind jedenfalls 55 Std. wissenschaftiches Arbeiten zu erbringen und ggf. („sollten sie nicht in der Ausbildung enthalten gewesen sein“) 86 Std. Wahlmodule. Selbst wenn keine Wahlmodule angerechnet würden, kämen also Ehe- und FamilienberaterInnen auf einen Ausbildungsumfang von nur 801 Std. also gut 100 Stunden weniger als AbsolventInnen eines LSB-Lehrgangs neu. Zusätzlich ersparen sich die AbsolventInnen der Ausbildung in Ehe- & Familienberatung die Befähigungsprüfung. Die Ausbildung in Ehe- & Familienberatung umfasst keinen wirtschaftlichen Bereich (LSB: 35 Std.), Ethik ist mit 24 Std. um ein Drittel kürzer und und Recht in der LSB umfasst Berufsrecht (z.B. Standesregeln) die in branchenfremden Ausbildungen nicht unterrichtet werden. Insgesamt eine deutliche nicht nachvollziehbare Begünstigung der AbsolventInnen der Ehe- und Familienberatungsausbildungen.
Ähnlich kritisch sind die Anrechnungen im Bereich klin. Psychologie und Psychotherapie zu sehen. Diese Ausbildungen beinhalten weder Berufsrecht noch Wirtschaft. Unbestritten ist, dass insbesondere durch das klinische Praktikum ein Ausbildungsvorsprung im Beriech der Psychopathologie gegeben ist, ob die Ausbildungen aber denselben Umfang im Bereich der Beratungsmethodik aufweisen, sprich ob die klinische Psychologie und die Psychotherapie den gesamten Bereich der LSB abdecken, darf bezweifelt werden. Wäre das der Fall, müssten auch LSB-Ausbildungen vollinhaltlich insbesondere auf die PT-Ausbildung angerechnet werden. Ich vermute das dies auch im neuen PT-Gesetz nicht erfolgen wird. Man kann also sagen, dass es hier zu einer deutlichen Verschlechterung des Verhältnisses der Berufsgruppe der LSB zu anderen kommt. Ein Gewerbeschein ist leichter als „Zusatzqualifikation“ zu erhalten, also durch einen spezifischen Lehrgang.